Omikron! Alarmstufe Rot in Europa: Katastrophenfall in London, Lockdown in den Niederlanden, Quarantäne-Barrieren um und Kontaktbeschränkungen in Deutschland. Na, dann: frohe Weihnachten.

Hier in Namibia dagegen herrscht Gelassenheit. Obwohl Omikron schon viel stärker dominiert. Die Regierung senkte die Obergrenze für Versammlungen von 500 auf 200 Personen. Und ließ eine Million Masken verteilen – an Busunternehmen, die im Ferienverkehr Tausende Namibier befördern (mehr). Das war’s.

Weshalb der Unterschied? Klar: In Europa leben viel mehr Menschen auf viel engerem Raum. Die Menschen sind im Schnitt viel älter. Und es herrscht dort gerade Winter.

Namibia dagegen hat Sommer und Weite zu bieten. Etosha. Waterberg. Sossusvlei. Naukluft. Kalahari. Orte mit 7-Tages-Inzidenzen, die gegen null tendieren. Ideale Orte für Menschen, die Omikron und dem Dauerstress ständig wechselnder Maßnahmen entfliehen möchten.

Völlig paradox also, die Abschottung vieler Länder Europas gegenüber dem südlichen Afrika. Eigentlich müssten sie ihre Bürger geradezu ermuntern, in Länder wie Namibia zu reisen. Weniger Risiko in freier Natur, sich anzustecken. Und jeder ins Ausland reisende Bürger fehlt dem Virus daheim beim Versuch, sich auszubreiten ;)).

Ebenfalls paradox: Reisende werden daheim oft als unverantwortliche Egoisten angefeindet. Dabei hilft jeder Urlauber Ländern wie Namibia, sich von Corona und Reise-Restriktionen zu erholen. Tourismus ist persönliche Entwicklungshilfe auf Augenhöhe. Einkünfte für die Menschen, Einnahmen für den Schutz der Natur.

Vielleicht bringt Omikron die Menschen ein wenig zur Besinnung. Lässt sie erkennen,
•  dass es weder das erste noch das letzte Virus ist, das weltweit die Runde macht,
•  dass wir lernen müssen, mit Viren wie Corona zu leben, ohne uns daheim zu verbarrikadieren,
•  dass man Menschen nicht jahrelang vorschreiben kann, was sie zu tun und zu lassen haben, ohne datengestützt plausibel darzulegen, dass diese Maßnahmen den gewünschten Effekt haben können,
•  dass sich eine weltweite Pandemie nicht erfolgreich bekämpfen lässt, wenn jeder nur an sich denkt, sei es mit Reise-Bestimmungen oder Impfstoff-Patenten,
•  und dass es ein Verdienst von Corona ist, viele verborgene Missstände zwischen und innerhalb von Ländern offengelegt zu haben.

Möge sich Omikron als mildes Finale der Corona-Pandemie und als Übergang zu einer jährlichen Grippewelle erweisen, wie ein führender deutscher Virologe bereits vorsichtig prognostiziert hat.

Möge es Ländern wie Namibia ermöglichen, ohne viele Opfer eine Herdenimmunität zu entwickeln, auf natürliche Weise und ohne reiche Bio-Technologie-Unternehmen noch reicher zu machen.

Vor allem jedoch (dieser eigennützige Wunsch sei erlaubt): Möge Omikron bis Mai durch sein mit Afrika, Europa und dem Rest der Welt.

Damit Namibia ab Juli nach drei Jahren (!) endlich wieder eine halbwegs normale Hauptsaison ohne unfaire Reisebeschränkungen erleben kann.

Für die Hunderttausenden Namibia-Fans in aller Welt. Für die Zehntausenden Namibier, die vom Tourismus leben. Und für die Natur, die der Tourismus schützen hilft und die Namibias wertvollstes nachhaltiges Exportgut ist.

In diesem Sinne wünsche ich aus dem Null-Inzidenz-Gebiet des namibischen Busches besinnliche Festtage und ein zur Besinnung kommendes Neues Jahr 2022.

Sven-Eric Stender, Bush Telegraph Namibia
(2x geimpfter und 1x geboosteter Journalist & Content-Marketer für Tourismus-Unternehmen in Namibia)

Weihnachtsgruß Avis Windhoek Bush Telegraph Namibia Sven-Eric Stender

Morgendlicher Tee mit Gewürz-Spekulatius zum vierten Advent – im virenfreien namibischen Busch am Rande von Avis, Windhoek, Namibia. Selbstporträt: Sven-Eric Stender