Viele Namibia-Fans aus Deutschland und anderen Ländern Europas stornieren seit Freitag ihre Reise. Mancher, der bereits im Land war, brach seine Tour ab und versuchte, so rasch wie möglich zurückzufliegen.
Grund sind die Maßnahmen vieler Länder Europas zur Einschränkung des Reiseverkehrs aus dem südlichen Afrika. Südafrikanische Virologen hatten vor drei Tagen mitgeteilt, eine neue Variante des SARS-CoV-2 entdeckt zu haben. Mittlerweile nennt man sie Omikron. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte die Einschränkungen als wirkungslos und kontraproduktiv.
Quarantäne für Rückkehrer
Deutschland erklärte Südafrika und seine Nachbarn Namibia, Botswana, Lesotho, Malawi, Mosambik, Simbabwe und Swasiland/Eswatini zu Virusvarianten-Gebieten. Ab gestern Mitternacht dürfen Reisende aus diesen Ländern nicht mehr einreisen.
Eine Ausnahme bilden deutsche Staatsbürger. Sie müssen für 14 Tage in Quarantäne, auch wenn sie vollständig geimpft oder genesen sind. Für Staatsbürger anderer Länder ist ein Transit ist weiterhin möglich – im Gegensatz zur Regelung im vergangenem Juni, die aus Nachbarländern stammende Rückkehrer dazu gezwungen hatte, ihren Rückflug mit Eurowings zu stornieren und eine andere Rückreiseroute zu buchen.
Einreise-Bestimmungen Deutschlands im Überblick. Namibia fällt seit 28. November 2021 wieder in die grüne Kategorie. Grafik: Bundesregierung
Andere Länder Europas erließen ähnliche Bestimmungen. Das Vereinigte Königreich ging noch weiter: Es stoppte bereits vorgestern sämtliche direkten Flüge aus dem südlichen Afrika. (Update: Der Stopp wurde ab 2. Dezember wieder aufgehoben.)
Die WHO empfahl in ihrer Mitteilung zur neuen Omikron-Variante dagegen keine Reisebeschränkungen.
Kritik der WHO
Der Sonderbeauftragte der WHO für Covid-19, David Nabarro, bezeichnete Grenzschließungen als wirkungslos: Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich Viren und Bakterien damit nicht stoppen ließen. Geboten seien vielmehr Maßnahmen innerhalb der Länder wie Maskenpflicht, Abstand, Hygiene und Impfung.
Auch warnte Nabarro vor einem möglichen kontraproduktiven Effekt: Die Maßnahmen, die das eh schwer getroffene südliche Afrika stark schädigen, könnten andere Länder künftig abhalten, neu entdeckte Varianten zu melden.
Widersprüchliches Handeln
Die Reisebranche Namibias beklagte erneut eine Schieflage der Maßnahmen in Europa. Es sei unverständlich, dass man Reisen beschränke und Fußballspiele oder Weihnachtsmärkte mit Zehntausenden Besuchern zulasse.
In der Tat landen in Frankfurt am Tag vielleicht rund 300 Reisende aus Namibia, das heute eine Inzidenz von 3,0 aufwies. Deutschland dagegen meldete über 50.000 Neuinfektionen und eine Inzidenz von mehr als 440.
Weiterhin Flüge nach Namibia
Das Frankfurter Büro des Namibia Tourism Board (NTB) wies in Interviews auf die niedrige Inzidenz in Namibia hin. Auch durch den individuellen Urlaub in freier Natur sei das reale Risiko einer Ansteckung sehr gering.
Eurowings Discover fliegt Namibia auch weiterhin fünfmal die Woche an. Das stellte die Muttergesellschaft Lufthansa in einer Pressemitteilung gestern klar. Auch Ethiopean Airlines hält seine fünf Verbindungen in der Woche aufrecht.
Schaden für Tourismus
Reiseveranstalter wie TUI, Studiosus und Chamäleon sagten alle bis Ende Dezember geplanten Reisen ab, DERTour vorerst nur bis Mitte des Monats. Der Reisebranche in Südafrika bescherten die Reisebeschränkungen einer Blitzumfrage zufolge innerhalb von nur drei Tagen Stornierungen von Touren zwischen Dezember bis März im Volumen von 1 Mrd. Rand (54,8 Mio Euro).
Die Reisebestimmungen im Überblick
Einreise nach Namibia, auch für Geimpfte und Genesene (unverändert seit Mitte September):
• negativer PCR-Test, nicht älter als 7 Tage
• auszufüllendes Gesundheitsformular
• Reisekrankenversicherung, auch für Covid-Behandlung
• fest gebuchtes Reiseprogramm
Rückreise nach Deutschland:
• nur deutsche Staatsbürger mit Wohnsitz in Deutschland sowie direkte Familienangehörige
• andere Staatsbürger nur im Transit erlaubt, Einreiseregeln ihres Staats zu beachten
• negativer PCR-Test, nicht älter als 72 Stunden, auch für Geimpfte und Genesene
• digitale Einreiseanmeldung
• Kinder unter 12 Jahre müssen sich nicht testen lassen
• 14 Tage Quarantäne, kein Freitesten möglich
Dieser Bericht erscheint in variierter Form mit weiteren Meldungen zu Reise und Natur in Namibia
in der Rubrik „Reise Aktuell“ in der Print-Ausgabe des Namibiamagazins Nr. 4/2021.
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