Das Umweltministerium setzt in der Erongo Mountain Rhino Sanctury (EMRS) Löwen aus, die bei Klein-Farmern in der Kunene-Region Dutzende Schafe und Ziegen gerissen haben. Doch auch im Erongo erhebt sich Protest. Eine Pressemitteilung von Bush Telegraph für das EMRS facht die Debatte richtig an…

Die Umsiedlung der fünf Löwen aus der Region Kunene findet im November statt. Erst Mitte Dezember bestätigt das Umweltministerium Gerüchte, sie seien in den Erongo-Bergen ausgesetzt worden. Dort würden sie ständig überwacht, hieß es. Das EMRS betont, dem zugestimmt zu haben, gemäß einer Grundsatzentscheidung ihrer Mitglieder auf der Jahresversammlung 2015.

Die miteinander verwandten Farmer-Familien van Alphen und Kayser, die auf Farm Eileen im Erongo einen Campingplatz betreiben und laut EMRS auch Ziegen halten, protestieren und fordern, die Löwen wieder einfangen zu lassen und woanders auszusetzen: In den Erongo-Bergen gebe es Wanderwege für Touristen, die durch die frei laufenden Raubkatzen gefährdet würden. Auch sei eine ständige Überwachung der Löwen nicht möglich, da sie keine Halsbänder tragen.

Das Umweltministerium gibt kurz danach bekannt, die Löwen erneut umzusiedeln – wohl nach Etosha. Dagegen weist der Berufsjagdverband Napha darauf hin, dass es sich um junge Löwen handelt. In Etosha, das eine Überpopulation an Löwen habe, würden die dort lebenden Rudel sie als Eindringlinge betrachten und töten. Das EMRS dagegen sei 180.000 Hektar groß und könne mit seinem Wildbestand mindestens 20 Löwen nachhaltig tragen.

Mitte Januar gibt das EMRS mit Hilfe von Bush Telegraph eine ausführliche Pressemitteilung heraus, derzufolge Löwen dem Menschen aus dem Weg gehen und daher keine Gefahr darstellen würden. Es seien vom Löwen weniger Fälle von Attacken auf Menschen bekannt als vom Leoparden, der in den Erongo-Bergen seit jeher lebe. Man wolle dem Löwen auch außerhalb der Nationalparks Lebensraum zur Verfügung stellen, weil er von der zunehmenden Ausbreitung des Menschen akut bedroht sei; sein Lebensraum sei mittlerweile auf acht Prozent seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes geschrumpft. Das Gebiet des EMRS eigne sich ideal für Löwen, während sich dort eh keine nachhaltige Landwirtschaft betreiben lasse.

Außerdem betont das EMRS, die Löwen würden sich im Erongo seit ihrer Freilassung nicht blicken lassen und ausschließlich Wild reißen – was bestätige, dass sie auch in der Kunene-Region zuvor nur deshalb Vieh ins Visier genommen hätten, weil es dort aufgrund der Dürre kaum noch Wild gebe. Offenbar gelingt es dem Fangteam des Umweltministeriums im Erongo trotz intensiver Suche nicht, die Raubkatzen aufzuspüren; bis heute ist nichts darüber bekannt, ob sie gefangen wurden.

In Reaktion auf die Pressemitteilung des EMRS erscheint am 1. Februar 2018 in der Allgemeinen Zeitung (S. 8) eine Gegendarstellung der Familien Hinterholzer, van Rhyn, van Alphen und Kayser, die Farmen im Erongo-Gebirge besitzen. Die Kernaussagen:
• Die EMRS habe ihrer Mitteilung eine fehlerhafte Karte mit nicht zutreffenden Grenzen ihres Hegegebietes beigefügt (siehe abweichende Karte).
• Beim Aussetzen der Löwen seien die dafür geltenden Vorschriften nicht eingehalten worden.
• Der Löwe sei noch nie in den Erongo-Bergen heimisch gewesen, weil es dort generell zu wenig Wild gebe.
• Man könne im Erongo sehr wohl erfolgreich Landwirtschaft betreiben, wie ihre seit Jahrzehnten bestehenden Farmbetriebe zeigten.
• In der Omaruru-Schlachterei liege eine Petition gegen das Aussetzen von Löwen in der Umgebung von Omaruru aus; Kopien werde man dem Farmerverband NAU sowie dem Umweltministerium demnächst überreichen.

Karten Erongo Mountain Rhino Sanctuary (EMRS, Kayser)

Divergierende Karten: Links die Karte des EMRS (Farm Eileen rosa markiert), rechts die Karte der protestierenden Farmer-Familien (Grenzen des EMRS rot markiert; gelb markierte Farmen seien gegen frei laufende Löwen).

Debatte in den Medien:
Allgemeine Zeitung 19.12.17 (Bericht über Kritik an den Löwen im Erongo)
Allgemeine Zeitung 5.01.18 (Leserbrief des EMRS)
Allgemeine Zeitung 5.01.18 (Leserbrief einer betroffenen Farmer-Familie)
Allgemeine Zeitung 18.01.18 (Kommentar der Redaktion)
• Namibian 19.01.18 (Pressemitteilung der EMRS, nur in der Printausgabe erschienen)
Allgemeine Zeitung 22.01.18 (Beitrag: Pressemitteilung der EMRS)
New Era 26.01.18 (Pressemitteilung der EMRS)
Namibian 26.01.18 (Hintergrund-Beitrag zum EMRS)
Allgemeine Zeitung 1.02.18 (Beitrag: Gegendarstellung der betroffenen Farmer-Familien)
Namibian 16.02.18 (Leserbrief: Gegendarstellung der betroffenen Farmer-Familien)

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Teaser-Bild:

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Löwinnen in Etosha

Löwinnen im Etosha Nationalpark (2012). Foto: Sven-Eric Stender