Der Konflikt zwischen Dorfbewohnern und wilden Tieren im Norden Namibias verschärft sich. Im Oktober und November sorgte in der Region Kunene ein Löwenrudel für Aufruhr. In zwei Fällen drang es in Kräle ein und wütete unter dem Kleinvieh. Insgesamt wurden rund 250 Ziegen und Schafe getötet. Die Kräle sollen allerdings nicht ausreichend gesichert gewesen sein. Das Umweltministerium entsandte ein Team von Naturschutzbeamten, das das Rudel aufspürte. Fünf der acht Raubkatzen wurden betäubt und in einem der Nationalparks Namibias ausgesetzt. Den Namen des Parks wollte das Ministerium nicht nennen.

Im September war im kommunalen Hegegebiet Sorris Sorris ein so genannter Wüsten-Elefant zum Problemtier erklärt und für die Trophäenjagd bestimmt worden, nachdem er wiederholt Schäden angerichtet hatte. Da in nahegelegenen Gebieten im Rahmen der Quote zur Wildtiernutzung zwei weitere Elefanten zur Jagd freigegeben wurden, warnten Tierschützer vor einem drohenden Aussterben.

Das Ministerium wies die Kritik als nicht fundiert zurück. Die Wüsten-Elefanten im Nordwesten Namibias seien keine eigene Art, sondern lediglich an ihren Lebensraum der Trockenfluss-Betten angepasst. Zudem gebe es in Namibia 24.000 Elefanten und ihre Zahl nehme von Jahr zu Jahr um 3,3 Prozent zu. Außerdem betonte das Ministerium die Einnahmen der betroffenen Gemeinschaften aus der Trophäenjagd. Wer aus dem Zusammenleben mit Wildtieren nur Nachteile und keine Vorteile zieht, werde die Tierwelt nicht schützen – und Naturschutz ohne das Mitwirken oder gar gegen den Willen der betroffenen Menschen sei nicht möglich.

Im Nordosten Namibias klagten Gemeinschaften bei Anhörungen des Umweltministeriums zum Konflikt zwischen Mensch und Tier über eine zu niedrige Entschädigung für Dorfbewohner, die von Elefanten oder anderen wilden Tieren getötet werden. Selbst die geplante Erhöhung von bisher 5.000 auf 100.000 Namibia Dollar wurde als nicht ausreichend bezeichnet. Ein Chief aus der Region Zambezi forderte eine Summe von 25 Millionen Dollar. Dies ist die Strafe, die für einen getöteten Elefanten gezahlt werden muss. Er sehe nicht ein, so der Chief, warum das Leben eines Tieres wertvoller sein soll als das eines Menschen. Laut Ministerium wurden im ersten Quartal dieses Jahres sieben Menschen durch wilde Tiere getötet.

Erschienen in der Rubrik „Reise Aktuell“ in der Print-Ausgabe des Namibiamagazins, Nr. 4/2017.